Titel: M 101 - Grand Design   Autor: Frank Pfeifer   Datum: 01.03.2022


Die Typologie der Galaxien nach ihrem äußeren Aufbau, also ihrer Morphologie, ist vermutlich auch vielen Nichtastronomen bekannt. Die Klassifizierungen nach Edwin P. Hubble bzw. Gerard de Vaucouleur gehören zu den Standard-Unterscheidungsmerkmalen in der unfassbaren Vielfalt der fernen Welteninseln. Darüber hinaus existieren zahlreiche weitere Merkmalskataloge, die Galaxien nach Aktivität ihrer Zentralregion, gravitativer Interaktion oder anderen physikalischen Qualitäten kategorisieren.

Abgesehen von diesen objektiven Kriterien werden  jedoch auch ästhetische Aspekte gewürdigt. Das Prädikat "Grand Design Galaxy" zeichnet solche Exemplare unter den Spiralgalaxien aus, die äußerlich besonders ebenmäßig und strukturiert gestaltet sind, so z. B. ausgeprägte, klar definierte Spiralarme, die sich über weite Distanzen um das Zentrum winden.

Eines der schönsten Beispiele ist M101, die „Feuerradgalaxie“, im Sternbild  Großer Wagen. Sie gehört zu den zirkumpolaren Objekten, d. h. sie geht nie unter und ist in jeder klaren Nacht sichtbar. Entdeckt hat sie 1781 der französische Astronom Pierre Méchain.

M101 Faceup

Mit ihrer Gesamthelligkeit von ca. 8 mag reicht trotz der geringen Flächenhelligkeit von 14 mag zum Auffinden schon ein gutes Fernglas, doch zur Wahrnehmung der filigranen Spiralarme ist ein größeres Teleskop ab ca. 25 cm Öffnung erforderlich. Bei sehr klarem Himmel sind für geübte Beobachter nicht nur der Zentralbereich, sondern  auch einzelne Dichtekonzentrationen in den Spiralarmen erkennbar.

Die ganze Majestät dieser ca. 16 Millionen Lichtjahre entfernten Sterneninsel erschließt sich jedoch erst auf länger belichteten Aufnahmen, die durch ein Teleskop angefertigt wurden. Mit etwa 180 000 Lichtjahren angegebenem Durchmesser ist M101 erheblich größer als unsere Milchstraße. Ihre Klassifizierung als  SAB(rs)CD weist auf lange, weit ausgreifende Spiralarme und einen sehr konzentrierten Kern hin. Über die gesamte Ausdehnung sind zahlreiche bläulich strahlende Wolken junger Sterne und rote Emissionsnebel (Hll-Gebiete) zu erkennen, von denen die auffälligeren eigene (NGC-) Bezeichnungen haben. Auf professionellen Bildern können über 3000 derartiger Objekte differenziert werden. Im Kontrast dazu fällt das orange Zentralgebiet auf, das wie in allen Spiralgalaxien von älteren, rötlichen Sternen dominiert wird.

Im Umfeld von M101, aber auch durch sie hindurch leuchtend, sind zahllose Hintergrundgalaxien erkennbar (s. Kartenausschnitt aus Skymap), die teilweise über eine Milliarde Lichtjahre von uns entfernt sind, so z. B. PGC3484555.

Sternkarte

Auch diese fernen Objekte leuchten in verschiedenen Farben und Formen über die unermesslichen Abgründe des intergalaktischen Raumes zu uns herab. Es lohnt sich, tief in das Bild hinein zu zoomen:

Hintergrundgalaxien

Viele Details von M101 sind für uns sehr gut sichtbar, da sich die Galaxie wie ein Wandteppich in voller Ausdehnung vor uns ausgebreitet: "Face on", wie man sagt. Von M101 aus gesehen liegt unsere eigene Milchstraße dagegen leicht schräg im Weltall, denn unser galaktischer Nordpol im Sternbild Coma Berenices hat einen deutlichen Winkelabstand zur Position von M101.

M101 Faceup2

Es lohnt sich, M101 immer wieder einmal aufzusuchen, denn bei wiederholter Betrachtung erschließen sich immer mehr Einzelheiten. Die beste Beobachtungszeit beginnt im Frühjahr, wenn der Große Wagen hoch am Nachthimmel steht. Mit einer Winkelausdehung von fast 30 Bogenminuten bedeckt M101 am Himmel etwa die gleiche Fläche wie der Vollmond, doch sollte man sich wegen der geringen Flächenhelligkeit die Position der Galaxie am vorderen Deichselende des Großen Wagens vor dem Aufsuchen genau einprägen.

M101 Lagekarte

 

Selbstverständlich ist dieses prächtige Objekt auch für die Beobachter und Astrofotografen der Sternwarte Südheide ein ständiges Ziel.

Im Jahre 2011 leuchtete in M101 eine Supernova auf. Wer weiß, vielleicht erscheint bald die Nächste, wenn Sie sie gerade beobachten? Bei etwa 1000 Milliarden Sonnen in M101 stehen Ihre Chancen vielleicht gar nicht so schlecht!

 

Aufnahmedaten:


Teleskop 405mm/ f4.5, Kamera Canon 2000Da und Atik 16Hr, Belichtungszeit gesamt ca. 1,5 Std. 

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