Titel: Besuch der Archenhold Sternwarte   Autor: Sonja Brückner & Frank Pfeifer   Datum: 05.09.2023



Bericht vom Besuch der Archenhold Sternwarte in Berlin-Treptow am 01.09.2023

Es ist immer wieder dasselbe: Wenn man  sich durch den umgebenden Park  diesen altehrwürdigen Tempeln der Himmelsforschung nähert und schließlich über deren Eingangsschwelle tritt, so umfängt einen sogleich diese seltsame, feierliche Atmosphäre, die einen inneren Schauer der Erhabenheit auslöst: eine Mischung aus Wissenschaftsgeschichte, Respekt, Zeitlosigkeit und jenem Hauch des Geheimnisvollen, den dieses aufwändige, kunstvolle Instrumentarium zur Erforschung der Unendlichkeit ausstrahlt! Man geht die gleichen Wege, steigt die gleichen Stufen wie Einstein, Archenhold, Foerster und andere berühmte Persönlichkeiten der Sternforschung, die an diesem Ort gewirkt und geforscht haben.

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Und so wie sie blicken wir von der großzügigen Dachterrasse auf dieses gigantische Fernrohr, das den gesamten Innenbereich des klassizistischen Gebäudekomplexes ausfüllt: ein riesiger Refraktor von 21m Länge und 68cm Objektivdurchmesser, umgeben vom rechteckig angelegten, zweistöckigen Sternwartengebäude. Hier thront der verstrebte Metalltubus auf einer parallaktischen Montierung, die entfernt an eine Gabelkonstruktion erinnert: die Deklinationsachse setzt am Okularende an, und zwei gewaltige, schwalbenschwanzähnliche Gegengewichtsausleger balancieren das Tubusgewicht aus. Für die Beobachter hat diese Anordnung den Vorteil, dass das Okular immer in bequemer Reichweite bleibt - unabhängig von der Teleskopausrichtung und trotz einer bewegten Masse von 130 Tonnen (Sternwarte Südheide: 0,25 Tonnen) .

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Vielleicht war dies auch für den Gründungsvater der Sternwarte, den Astronomen Dr. Friedrich Simon Archenhold, ein Gesichtspunkt, als er 1896 den Riesenrefraktor in Berlin-Treptow bauen ließ. Die bevorstehende Gewerbeausstellung und der große Besucherdrang führten schließlich zur Gründung der Sternwarte als Volkssternwarte - der bis heute  größten auf deutschem Boden.

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Anders als die von Kuppeln geschützten kleineren Instrumente der Sternwarte war der große Refraktor stets der Witterung ausgesetzt, doch scheint ihm das in den über 100 Jahren seiner Geschichte nicht geschadet zu haben!

Das Sternwartengebäude beherbergt  eine ständige astronomiebetonte Wissenschaftsausstellung mit historischen Instrumenten, Modellen und Dokumenten. Regelmäßig finden Veranstaltungen und Sternführungen im 8 Meter durchmessenden Zeiss-Planetarium statt. Für öffentliche Beobachtungen stehen außer dem Großrefraktor diverse mobile und fest aufgestellte Instrumente (u. a. ein 50 cm Cassegrain-Spiegelteleskop)  zur Verfügung. Unterhalten wird die gesamte Einrichtung von der Stiftung Planetarium Berlin, die auch die Wilhelm-Foerster-Sternwarte und das Zeiss Großplanetarium betreut.

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Ein Besuch lohnt unbedingt, der Eintritt zur Wissenschaftsausstellung und die Sternwarte sind (außerhalb der Veranstaltungen) frei. Im Internet finden sich zahlreiche Beschreibungen der Sternwarte und ausführliche biographische Hinweise auf Ihren genialen Urheber, Dr. Archenhold, der ihren Bau mit Fachwissen, Charisma und geschäftlicher Pfiffigkeit erst ermöglichte!

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Leider konnten wir bei unserem Besuch wegen des bedeckten Himmels und einer anstehenden Reparatur keine eigene Beobachtung durchführen, doch wird es andere Gelegenheiten geben.

Fazit: Weder dieser Bericht noch die Fotos vermögen den tiefen Eindruck wiederzugeben, den diese majestätische Installation im Treptower Park bei uns hinterlassen hat. Berlin ist eine Reise wert... für Sterngucker allemal!

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Für hinterher lädt auf der gegenüberliegenden Straßenseite ein pittoresker Biergarten zum Vertiefen und Fachsimpeln ein, an dessen Terrasse abends die beleuchteten Ausflugsschiffe auf der Spree vorübergleiten.

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