Titel: Eine versteckte Galaxie Autor: Mario König Datum: 12.11.2024
Eine versteckte Galaxie
Am Nordsternhimmel bilden die bekannten Sternbilder Großer Bär, Kleiner Bär, Kepheus, Kassiopeia. Perseus, Fuhrmann und Luchs einen Kreis. Inmitten dieses Kreises ist das weniger bekannte Sternbild Giraffe (lat. Camelopardalis) zu finden. Es ist zirkumpolar und geht aus diesem Grund niemals auf oder unter und kann zu jeder Jahreszeit über das gesamte Jahr beobachtet werden. Das Sternbild wird allerdings aufgrund der recht schwachen Sterne und der sehr großen Ausdehnung vom Auge nicht als solches erfasst. Vermutlich deshalb wurde das Sternbild auch erst 1613 vom niederländischen Kartografen Petrus Plancius eingeführt. Auf historischen Himmelkarten (Sternatlas von Johann Elert Bode von 1782 und Uranographia von Johannes Hevelius von 1687) sind sehr schöne Abbildungen dieses Sternbildes zu finden. Mit Hilfe der frei verfügbaren Planetariums-Software „Stellarium“ lässt sich die Lage des Sternbilds am Himmel und die Position der versteckten Galaxie sehr gut erkennen.
In diesem Sternbild befindet sich neben weiteren Objekten die Balken-Spiralgalaxie IC 342. Sie ist rund 11 Mio. Lichtjahre von der Erde entfernt, hat einen Durchmesser von etwa 60.000 Lichtjahren und enthält ca. 100 Milliarden Sterne. Trotz ihrer relativ hohen Helligkeit von 8,4 fällt diese Galaxie am Himmel nicht auf. Sie erscheint nahe dem Äquator der Perlscheibe der Milchstraße, die mit dickem kosmischen Gas, dunklem Staub und leuchtenden Sternen überfüllt ist, die alle unsere Sicht verdecken. Dies hat IC 342 den Spitznamen „Hidden Galaxy“ eingebracht. Die abgebildete Aufnahme wurde in mehreren Nächten mit einem 10“ Ritchey-Chretien Teleskop mit 2m Brennweite fotografiert. Dazu wurden mehrere hundert Einzelaufnahmen zu einer Gesamtbelichtungszeit von ca. 10 Stunden verrechnet.
Galaxie IC 342 (Hidden Galaxy) im Sternbild Giraffe
An diesem Bild lässt sich ein interessanter Effekt erkennen. Eigentlich hat diese Galaxie, wie viele andere Galaxien, weiß-bläuliche Spiralarme und nur im Zentrum erscheint sie eher gelblich. Diese Aufnahme zeigt die Galaxie jedoch durchweg in goldgelben, beinahe bräunlichen Farben. Das kann mit der Position von IC 342 zu unserem Heimatplaneten erklärt werden. Die Galaxie wird zwangsläufig durch das Band aus interstellarem Staub unserer eigenen Milchstraße fotografiert. Das Licht der Galaxie streut sich dabei auf dem Weg zur Erde an den winzigen Staubpartikeln. Kurzwelliges, blaues Licht wird dabei stärker gestreut als langwelliges, rotes Licht. Dadurch wird quasi ein Großteil der Anteile des blauen Lichts herausgefiltert.